Krankheiten

ACHTUNG ! AKTUELL ! ACHTUNG ! AKTUELL ! ACHTUNG ! AKTUELL !
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Auch in dieser Zuchtsaison treten vermehrt Mykoplasmen auf. Eine Art Megabakterium, dass auch Eigenschaften einer Pilzinfektion zeigt. Die Jungvögel zeigen bei Infektion einen deutlich sichtbaren Punkt an der Bauchunterseite. Das ist die Leber, die infiziert ist. Nach 1 bis 5 Tagen wird dieser Punkt größer, die Vögel wachsen nicht richtig und sterben nach ca. 1 Woche an Blutvergiftung (Leber ist ausgefallen) und allgemeiner Entkräftung. Im Rachen von den Jungtieren, die besonders kräftig sind und die erste Woche überleben, zeigt sich ein milchig-schleimiger Überzug, an dem die Tiere nach spätestens zwei Wochen verenden.
Viele Züchter sind schon verzweifelt, da kaum oder gar keine Jungvögel aufgezogen werden. Aktuell ist sehr häufig die sich rasend verbreitende Mykoplasmeninfektion verantwortlich.
Sollte bei Ihnen die Jungvogelaufzucht nicht funktionieren und die oben beschriebenen Symptome sichtbar sein, müssen Sie schnell handeln und den gesamten Bestand (auch die Alttiere sind infiziert, diese überleben damit oft mehrere Jahre, bis sie an Leberinsuffizienz sterben) mit Tylosin solubile, einem neuen Medikament, dass nur über einen erfahrenen, auf Kleintiere spezialisierten Tierarzt bezogen werden kann, behandelt werden. Tylosinhaltige Präparate aus der Geflügelmast zeigen auch bei Kanarienvögeln bisher gute Wirkung.
Das Medikament wird über 5 Tage dem Trinkwasser beigefügt. Danach ist die Infektion vorbei und die Zucht funktioniert wieder.
Zur Zeit läuft über den DKB ein wissenschaftliches Forschungsprogramm zu Ursachen und Bekämpfung des sogenannten schwarzen Flecks. Eindeutige Ergebnisse liegen leider noch nicht vor.
Ich habe seit vier Jahren in meiner Zucht den schwarzen Fleck bekämpft und in den letzten Jahren bei keinem der Tiere mehr die Symptome festgestellt, geschweige denn Tiere verloren.
Meine vorbeugende Medikamentation, die keinen Anspruch auf wissenschaftlich untermauerte Wirksamkeit in allen Zuchten haben soll und kann, lautet wie folgt:
Acht Wochen vor Zuchtbeginn werden die Zuchtvögel mit folgenden Medikamenten über das Trinkwasser behandelt:
- Baycox 5 Tage lang 2 ml / pro Liter Trinkwasser
- Baytril 5 Tage lang 1 ml / pro Liter Trinkwasser
- Tylosin 5 Tage lang 2 – 5 g / pro Liter Trinkwasser
- Vitacombex (Multivitaminpräparat) 5 Tage lang nach Herstellerdosierung
Zwischen den Behandlungszyklen jeweils eine Woche Pause.
Meine neueste, über 3 Jahre getestete Methode besteht darin, neben o.a. Behandlung vor der Zucht in der Gabe von Grapefruitkernextrakt über das Trinkwasser. Die Vögel bekommen diese Mischung, die ich bei Kanarien, Kapuzenzeisige, Magellanzeisige und versuchsweise auch bei Gouldsamadinen, Diamantamadinen und Zebrafinken ausprobiert habe, ganzjährig über das Trinkwasser gereicht. Der Vorteil besteht neben der hervorragenden Bekämpfung des schwarzen Punktes auch in der allgemeinen Bekämpfung bakteriell bedingter Krankheiten. Bei Jungvögeln mit schwarzen Punkt bewirkte die direkte Eingabe eines Tropfens in den Schnabel unverdünnt das Verschwinden des schwarzen Punktes bei den meisten erkrankten Vögeln. Die Jungvögel wachsen nach einmaliger Gabe normal heran. Ich gebe seitdem allen Jungvögeln in den ersten Lebenstagen einen Tropfen einmalig in den Schnabel. Hiermit habe ich auch gute Erfahrung gegenüber anderen auftretenden Krankheiten gemacht. Ich bin sehr begeistert von der Anwendung, habe jedoch beim Ausprobieren verschiedener Grapefruitkernextrakte auch gravierende Wirkungsunterschiede festgestellt. Im Internet werden viele Extrakte (meistens für den menschlichen Gebrauch bestimmt) angeboten, die keine ausreichenden Wirkungen bei meinen Vögeln zeigten.
Ich benutze ein Extrakt ohne Zusatzstoffe in hoher Wirkungskonzentration, das ich mir direkt in einer Apotheke habe anmischen lassen.
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass ich o.a. Behandlungsmethode kein Allheilwundermittel ist und ich kein Geschäft damit betreibe und daher Ihnen irgendetwas Illusorisches – wie so häufig im Internet – versprechen möchte. Nur im Zusammenwirken von artgerechter, sauberer Haltung und Fütterung kann die Behandlung erfolgreich angewendet werden.
Ich gebe für diese Behandlung natürlich keine Garantie oder übernehme irgendwelche Haftung für Ausfälle in Ihrem Vogelbestand. Ich selbst habe aber mittlerweile – wie beschrieben – 100 % Erfolg mit dieser prophylaktischen Behandlung ! Außerdem sei noch darauf hingewiesen, dass ich kein Biologe, Chemiker oder Veterinärmediziner bin. Meine Ausführungen geben daher lediglich meine eigenen Erfahrungen und Untersuchungen wieder und haben keinen Anspruch auf wissenschaftliche Richtigkeit !
Zusätzlich bei akut erkrankten Altvögeln, die Atembeschwerden und / oder den sogenannten Eulenkopf zeigen (Sinusauftreibungen, geschwollene Augen) hat sich folgende Behandlung bewährt:
Man nimmt einen kleinen Käfig (z.B. Ausstellungskäfig), in den man den erkrankten Vogel unterbringt. Dieser Käfig wird auf einer Heizung gestellt, damit es sehr warm ist. Dann mixt man einen Tylosincocktail in einer Blumenspritze und bestäubt Vogel und Käfig damit. Anschließend den Käfig sofort mit einem Baumwolltuch abdecken, ein klein wenig frei lassen. Der erkrankte Vogel atmet den Wirkstoff ein, so dass dieser direkt in den erkrankten Atemwegen wirken kann. Steht eine professionelle Krankenbox zur Verfügung, kann man diese Behandlung auch dort durchführen. Morgens und Abends für 5 Tage diese Behandlung durchgeführt, kann sie so manchen schwer erkrankten Vogel retten. Zusätzlich wird Tylosin über das Trinkwasser gegeben. 5 gr pro Liter können ohne Nebenwirkungen verabreicht werden.
Die beste Behandlung ist und bleibt die Vorsorge!
Vorsorge Nr. 1 ist Sauberkeit, Nr. 2 ist Quarantäne von allen neu zugekauften Vögeln. Letzteres für mindestens vier Wochen! Dies gilt immer und nicht, wie viele glauben, nur für kranke Vögel! Auch gesunde Vögel tragen unterschiedliche Zusammensetzungen von Bakterien und Viren in sich ohne die Vögel krank zu machen. Der Altbestand hat aber keine Abwehrmechanismen für diesen Cocktail und erkrankt dann.
Die größten Geißeln der Vogelzucht – wie in anderen Bereichen auch – sind Krankheiten.
Obwohl der Kanarienvogel an sich ein robuster und pflegeleichter Zögling ist, treten in jüngster Zeit verstärkt Krankheiten auf, die vielen Züchtern und Vogelliebhabern das Leben schwer machen. Die jahrelange zum Teil sehr enge Linienzucht haben qualitativ hochwertige Rassevertreter hervorgebracht, gleichzeitig sind mit den gewünschten Eigenschaften aber auch verdeckte Anlagen für Schwächen zu bestimmten Krankheiten verstärkt worden. Ein – für Ausstellungszwecke wertloser – schöner bunter Kanarienvogel, der kreuz und quer mit seinen Artgenossen verpaart wurde, ist häufig wesentlich robuster als ein aus Linienzuchten stammender Rassevertreter. Das gilt insbesondere für die neuen Rassen, die häufig nur in einem Zuchtstamm ihren Ursprung haben. Das gleiche Problem sieht man auch in anderen Bereichen züchterischen Strebens. Ich denke da an das Sterben der meisten Bambuspflänzchen in unseren Gärten vor einigen Jahren. Hier war es zwar nicht eine Krankheit, sondern der fast 100jährige Blührhythmus, der die Pflanzen nach der Blüte zum Sterben brachte. Alle Bambusse blühten in einem Jahr, da sie zu Millionen Pflanzen vermehrt, von einem einzigen Steckling aus Übersee abstammten. Es zeigt jedoch auch in diesem Bereich, dass eine zu enge Zuchtführung für eine Population auch nachteilig sein kann.
Zurück zu den Krankheiten bei unseren Kanarienvögeln:
Vorweg sei nach deutlich angemerkt, dass vor der Medikation unbedingt eine genaue Diagnose durch einen Tierarzt erforderlich ist. Denn die wahllose Anwendung von Medikamenten ist eher schädlich als nützlich.
Im Folgenden beschränke ich mich auf die am häufigsten vorkommenden Krankheiten, die das Leben unserer Vögel bedrohen.
Parasiten:
In die Gruppe der Parasiten gehören vor allem Ekto- und Endoparasiten (Ungeziefer), die sich dauernd oder zeitweise am oder im Körper der Vögel befinden und dieses durch Blutsaugen und Beunruhigen schädigen. Die davon ausgehende Gefahr wird von Züchtern häufig unterschätzt. Oftmals sind Infektionen mit Bakterien oder Viren (dazu im einzelnen weiter unten) nur durch die permanente Schwächung des Vogels durch Parasiten bedingt. Ein gesunder Vogel kann sich am ehesten gegen Angriffe durch Bakterien und Viren wehren. Wenn ihm aber zum Beispiel ständig Blut durch Milben entzogen wird, bricht auch das beste Immunsystem über kurz oder lang zusammen. Das gilt insbesondere bei Jungvögeln, die ihr Immunsystem erst noch aufbauen müssen. Daher sind Todesfälle durch Parasiten in erster Linie in der Brut zu beobachten. Bei vielen Züchtern heißt es dann: “ Meine Jungvögel sterben nach wenigen Tagen mit vollem Kropf in den Nestern. Es muss wohl am schlechten Wetter in diesem Jahr liegen.“
Rote Vogelmilbe
Die rote Vogelmilbe ist etwa 1 mm groß, besitzt vier Beinpaare und sitzt nur zur Nahrungsaufnahme am Vogel. Die Entwicklung vom Ei zur Larve dauert bei Temperaturen von 20 Grad C nur zwei Tage. Die Vermehrung findet in den Nestern, in Ritzen, Ecken oder Kanten der Vogelräume statt. Nachts befallen die Milben die Vögel und saugen Blut.
Der Nachweis der roten Vogelmilbe gelingt deshalb nur nachts. Am besten hängt man ein weißes Tuch über den Vogelbauer. Früh am nächsten Morgen kann man die Milben als rote Punkte auf dem Tuch entdecken. Noch sicherer gelingt die Diagnose an einem toten Vogel, der für eine Nacht in der Voliere verbleibt: dort siedeln sich die Milben mit Vorliebe an, da ihnen der tote Vogelkörper als Versteck dient.
Hochgradig befallene Vögel sind blaß, in der Nacht unruhig, sie wirken matt und lustlos und schlafen auch tagsüber viel.
Behandlung: Die Behandlung kann nur dann erfolgreich sein, wenn der gesamte Zuchtraum einschließlich der Nester, Sitzstangen usw. behandelt wird. Nach der gründlichen Reinigung mit möglichst kochendem Wasser sollten alle Gegenstände mit Kontaktinsektiziden besprüht werden. Die Behandlung sollte nach jeweils zwei Tagen mehrmals wiederholt werden. Geeignete Mittel sind zum Beispiel ARDAP und BAKTAZOL. Vorsicht, die Inhaltsstoffe sind für Mensch und Vögel genauso giftig wie für die Milben ! Besser ist da schon der Einsatz von biomechanischen Mitteln wie zum Beispiel fein gemahlenes Kieselgur, dass in der Voliere auf alle Gegenstände gestaubt wird. Das sieht zwar nicht so schön aus, ist aber für Mensch und Vögel absolut unbedenklich. Anbieter dieses Präparates ist zum Beispiel die Firma Agrinova in Obrigheim. Die Milben schleifen sich durch den Kontakt ihren „Panzer“ kaputt, der Tod tritt nach wenigen Tagen ein.
Entbehrliche Gegenstände wie Nester und Sitzstangen sollten verbrannt werden. Die Volierenanlage sollte möglichst wenig Ritzen und Fugen aufweisen. Am besten vermeidet man zu enge Ritzen dadurch, dass man lieber an Fugen und Sitzstagenaufhängungen wenige Milimeter Luft lässt, wo gezielt die Bekämpfungsmittel eingesetzt werden können.
Nordische Vogelmilbe
Diese Milbenart ist etwa 0,8 mm groß und lebt ständig auf dem Vogel. Sie ernährt sich wie die rote Vogelmilbe von dessem Blut. Allerdings ist sie weniger gefährlich, da die Milbenpopulation auf einem Vogel begrenzt ist.
Der Nachweis der nordischen Vogelmilbe gelingt einfach: in den Konturfedern der Vögel, die angeblasen werden, erkennt man die sich schnell bewegenden Parasiten.
Behandlung: Bestreuen oder Besprühen des Vogels mit Kontaktinsektiziden, die hierfür ausdrücklich zugelassen sind. ARDAP und dergleichen sind für die Anwendung am Vogel nicht geeignet !
Die Vögel können auch in Wasser, dass mit Kieselgur (vgl. oben bei der roten Vogelmilbe) versetzt wurde, baden. Der im Gefieder haftende Staub tötet die Milben sicher ab.
Federlinge (Mallophagen)
Federlinge sind flügellose Insekten von etwa 2 mm Länge. Es gibt viele verschiedene Arten, die jedoch alle ständig im Gefieder der Vögel leben und sich vom Gefieder ernähren.
Die Eier der Federlinge (Nissen) kleben in Reihen an den Federästen. Die Entwicklung vom Ei zur Larve dauert 1 bis 2 Wochen, von der Larve zum Federling etwa 5 Wochen.
Die Federlinge sind am Vogel nur schwer zu entdecken, da sie sich geschickt im Untergefieder verstecken können. Leichter gelingt die Diagnose bei den Larven oder Eiern. An der Federunterseite des Großgefieders findet man bräunliche Verfärbungen, die wie Schmutz aussehen. Die einzelnen Federn sind an den Spitzen angefressen und in der Mitte löchrig.
Die Federlinge sind nicht lebensbedrohend, sie zerstören jedoch das Gefieder der Kanarien, wodurch oftmals eine ständige Mauser einsetzt, die den Vogel schwächt und für andere Krankheiten anfällig macht.
Behandlung: Wie vorstehend unter B bei der nordischen Vogelmilbe beschrieben. Die Wiederholungsbehandlungen sollten jedoch in Abständen von sechs Wochen erfolgen.
Kokzidien
Diese Einzeller leben unter normalen Umständen mit ihrem Wirt im Gleichgewicht ohne ihn krank zu machen. Erst bei Minderung der Widerstandskraft der Vögel, Überbesatz, Witterungseinflüsse, Fütterungsmängel kommt es zu massenhafter Vermehrung der Einzeller im Darm der Vögel. Hierdurch kommt es zur verstärkten Ausscheidung der Parasiten im Kot und weitere Krankheitsfälle treten auf. Die Kokzidiose wird in der Darmform und der allgemeinen Form (Atoxoplasmose) mit Befall auch anderer Organe unterschieden.
Die Kokzidiose gehört mittlerweile zu der häufigsten Krankheit bei den Kanarienvögeln.
Die Kokzidien gelangen mit der Nahrung in den Darm der Vögel, wo sie sich von der Darmschleimhaut ernähren. Die befallenen Vögel sitzen aufgeplustert da, magern ab und zeigen Durchfall. Nach großflächiger Zerstörung der Darmschleimhaut treten Todesfälle auf, da durch die zerstörte Darmschleimhaut Schadstoffe in den Blutkreislauf gelangen können. Die Vögel sterben an Blutvergiftung und an allgemeiner Schwäche bedingt durch die Austrocknung.
Eine sichere Diagnose kann nur eine Kotuntersuchung durch den Tierarzt bringen.
Behandlung: Sie kann nur Erfolg haben, wenn auch die Haltungsbedingungen verbessert werden. Zur Vermeidung der Kokzidiose ist größte Sauberkeit wichtig, da die Zwischenstadien der Kokzidien (Oozysten) erst nach zwei Tagen Entwicklung in der Außenwelt ansteckend sein können. Diese Oozysten sind jedoch äußerst widerstandfähig. Die Grundreinigung muss daher unbedingt mit kochendem Wasser erfolgen. Die gängigen Desinfektionsmittel töten die Oozysten nicht sicher ab.
Die erkrankten Vögel werden mit Sulfonamidpräparaten behandelt. Bewährt haben sich hierbei zum Beispiel BAYCOX und ESB3. Behandelt wird über das Trinkwasser an drei aufeinander folgenden Tagen, dann zwei Tage Pause mit Vitamingaben und wiederum drei Tage Behandlung. Die Dosierungsempfehlung des Tierarztes sollte unbedingt eingehalten werden, da ansonsten Vergiftungen auftreten können.
Begleitend kann der Vogel in einer Krankenbox warm gesetzt werden. Hier ist aber besonders auf die tägliche Reinigung zu achten, damit sich bei der Wärme die ausgeschiedenen Oozysten nicht noch stärker vermehren können.
Trichomonaden
Trichomonaden sind Einzeller von 15/1000 mm Größe, die auch Geißeltierchen heißen. Die Übertragung erfolgt über das Trinkwasser oder aber von Tier zu Tier bei der Jungenaufzucht.
Die Trichomonaden besiedeln Schnabel und Rachenhöhle bis hinunter in die Speise- und Luftröhre. Die erkrankten Tiere zeigen Atemnot und Appetitlosigkeit bis hin zur völligen Nahrungsverweigerung. In der Schnabelhöhle sind häufig – aber nicht immer – gelbliche Auflagerungen, die an Candida-Pilze erinnern, zu finden.
In den letzten Jahren haben Infektionen mit Trichomonaden explosionsartig zugenommen, weshalb bei Erkrankungen der oberen Atemwege immer zuerst an den Befall mit Trichomonaden gedacht werden sollte.
Behandlung: Nachweis der Infektion durch einen Kropfabstrich beim Tierarzt.
Dann Gabe von Karnidazol, Dimetridazol oder Ronidazol über das Trinkwasser. Behandelt wird sechs aufeinanderfolgende Tage. Im Abstand von etwa vier Wochen sollte eine Wiederholungskur durchgeführt werden.
Luftsackmilben
Der Befall mit Luftsackmilben wird oft überschätzt. Vor zehn Jahren noch wurden in vielen Zuchten starke Insektizide eingesetzt, weil vermutet wurde, dass die Atemnot bei einzelnen Vögeln durch Luftsackmilben verursacht wurde. Tatsächlich dürfte es sich auch schon damals überwiegend um den Befall mit Trichomonaden (vorstehend E.) gehandelt haben.
Luftsackmilben sind 0,7 mm groß und leben in den Luftsäcken der Kanarienvögel. Die Übertragung erfolgt rasch von Tier zu Tier bei der Jungenaufzucht oder aber über das Trinkwasser. Von der Infektion bis hin zum Auftreten der ersten Krankheitszeichen wie Atemnot und rasselnde Geräusche beim Atmen können Monate vergehen.
Kanarienhähne stellen häufig als erstes den Gesang ein, gelegentlich wird Kopfschleudern beobachtet.
Die Milben können bei Durchleuchtung der Luftröhre gesehen werden. Hierzu wird der Halsbereich des Vogels angefeuchtet und leicht gestreckt vor eine starke Lichtquelle gehalten. In der Luftröhre sieht man kleine schwarze Punkte bei infizierten Vögeln.
Der Verlauf des Befalls endet über kurz oder lang zum Tode, da die Milben bis hinunter in die Lungen wandern und dort den Erstickungstod verursachen.
Behandlung: In jedem Fall sollte der gesamte Bestand behandelt werden, das heißt auch die Vögel, die keine Symtome zeigen.
Jeder einzelne Vogel erhält ein vom Tierarzt verordnetes Insektizid (Trichlorphon-Neguvon – 1,2,Propylenglykol) auf den Rücken zwischen die Schulterblätter geträufelt. Die Behandlung muss dreimal, am 1., 5. und 9. Tag durchgeführt werden.
Das Aufhängen von Insektenstrips in den Volieren belastet nur die Vögel. Luftsackmilben werden hierdurch allenfalls in den oberen Atemwegen abgetötet, in den Lungen können sie überleben und den Vogel weiter schädigen.
Viren
Die schlimmste Krankheit bei den Kanarienvögeln ist eine Infektion mit dem Kanarienpocken-Virus.
Die Ansteckung erfolgt auf Ausstellungen oder nach Zukauf infizierter Tiere oder auch durch Menschen, die zuvor infizierte Tiere berührt haben.
Die Inkubationszeit beträgt 3 bis 16 Tage. Nach Ausbruch der Krankheit stirbt fast der ganze Bestand innerhalb von nur wenigen Stunden.
Die infizierten Tiere zeigen Knötchen an den Hornteilen und an den Schnabelwinkeln. Es kommt zu massiven Atemstörungen, die Vögel ersticken recht schnell an den durch das Virus verursachten käsigen Auflagerungen in den Atemwegen.
Einige wenige Tiere können überleben, bei anderen wird die Krankheit chronisch, ohne zum Tode zu führen. In jedem Fall sind solche Vögel aber Virusträger, die neue, gesunde Vögel gefährden.
Behandlung: Nach Ausbruch der Krankheit ist eine Behandlung wenig Erfolg versprechend. Die infizierten Tiere sollten eingeschläfert werden, eine Notzimpfung kann versucht werden.
Besser ist daher die rechtzeitige, vorbeugende, einmal jährliche Impfung des Bestands mit dem Poulac P Canary Impfstoff der Firma Fort Dodge Animal Health Benelux B.V., Belgien. Der Impfstoff ist in Deutschland leider nicht erhältlich, kann aber von den Tierärzten aus Belgien beschafft werden.
Die Impfung erfolgt mit einer Doppelnadel, in die eine Kerbe für die Impfstoffaufnahme enthalten ist, durch Einstich in die Flügelspannhaut jedes einzelnen Vogels. Nach etwa einer Woche entstehen an der Einstichstelle zwei Stecknadelkopf große Impfpocken. Nach einer weiteren Woche besteht Impfschutz für bis zu ein Jahr.
Alle ernsthaften Züchter impfen einmal jährlich ihren Vogelbestand, um dieser schlimmen Krankheit keine Chance zu lassen. Allerdings sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Impfung mit einem abgeschwächten Lebendvirus erfolgt, weshalb durch Zukauf von geimpften Tieren in einem nicht geimpftem Bestand das Virus ausbrechen kann. Dabei kommt es zwar weniger häufig zu Todesfällen, die Vögel zeigen jedoch deutliche Krankheitsanzeichen, wie Pocken und vor allem Atemnot.
Bakterien
Für die Kanarienvögel spielt die bakteriell bedingte Darmentzündung eine besondere Rolle. Die im Darm eines jeden Vogels vorhandenen Bakterien (Salmonellen und vor allem E. Coli) vermehren sich durch stressbedingte Abwehrschwächen explosionsartig. Es kommt zu akutem Durchfall, die Vögel sterben innerhalb weniger Tage durch Austrocknung.
Die Infektion mit Coli-Bakterien gehört heute zu den Hauptgründen für Misserfolge in der Kanarienzucht, da die Jungvögel mit ihrem sich erst aufbauenden Immunsystem keine Chance haben, sich einer Coli-Infektion zu widersetzen.
Das Sterben der Jungvögel im Nest, einer nach dem anderen, wobei die zuletzt geborenen als erstes Sterben und oft das älteste Junge überlebt, sind ein sicheres Zeichen für eine Coli-Infektion, wenn der Kot zudem noch dünnflüssig und grünlich ist.
Das stärkste Junge überlebt häufig deshalb, weil sein Immunsystem schon am weitesten aufgebaut ist und es zudem von den Eltern optimal mit Nahrung versorgt wird.
Behandlung: Gabe von durch den Tierarzt verordnete Antibiotika . Durch Resistenzbildung sind jedoch bereits viele Präparate unwirksam geworden. Eine vorbeugende Behandlung sollte daher unbedingt unterbleiben. Bis heute bewährt hat sich zum Beispiel MAIBACTER.
Unterstützend und auch vorbeugend können spezielle im Fachhandel erhältliche Kräutertees wirken.
Knochenbrüche
Flügel-, Bein- und Zehenbrüche kommen gelegentlich vor.
Behandlung:
Flügelbrüche heilen leicht ohne weitere Behandlung. Den Vogel einzeln setzen und beide Flügel mit handelsüblichem Kreppklebeband in der natürlichen Lage auf den Federn fixieren. Die Flügelenden werden durch einen schmalen Streifen an der Schwanzwurzel fixiert. Darauf achten, dass die Kloake nicht mit verklebt wird. Nach vier Wochen kann das Klebeband vorsichtig entfernt werden und der Vogel wieder in die Voliere entlassen werden.
Laufbrüche machen auch keine großen Schwierigkeiten, wenn sie nicht offen sind. Bei offenen Brüchen muss als erstes eine Wundbehandlung mit etwas Wundpuder erfolgen.
Der gebrochene Lauf wird mit einem Stück Trinkhalm, der der Länge nach aufgeschnitten wird, geschient. Zur Fixierung wird um den Strohhalm, nachdem er über den gebrochenen Lauf geschoben wurde, Tesafilm gewickelt. Nach etwa zwei Wochen kann der Trinkhalm entfernt werden.
Zehenbrüche heilen ohne Verband schnell wieder gut ab.
Steife Zehen behindern den Vogel oft sehr, so dass hier eine Amputation durch den Tierarzt erwogen werden muss.
Zusammenfassung:
In den folgenden Büchern finden sich noch wesentlich mehr Beschreibungen zu Krankheiten der Kanarienvögel. Die Diagnose fällt dem Laien jedoch häufig schwer, so dass möglichst rasch der Besuch beim Tierarzt erfolgen sollte, um nicht wertvolle Zeit zu verschenken. Ist ein kranker Vogel erst durch das Ausprobieren von allerlei Mittelchen und Arzneien noch weiter geschwächt worden, kann auch der Tierarzt nicht mehr helfen.
Leider scheuen sich noch zuviele Züchter und Vogelhalter vor dem raschen Gang zum Tierarzt, wohl aus Bequemlichkeit oder aus Angst vor den Behandlungkosten. Doch ist es oft billiger, einmal für eine erfolgreiche Behandlung zu zahlen, als immer wieder das eine oder andere Mittelchen auszuprobieren und am Ende den Vogel noch obendrein zu verlieren.
Literaturhinweise:
Krankheiten der Stubenvögel, Dr. Alwin Kemna, ISBN 3790709735
Vogelkrankheiten, Dr. Ute Hahn, ISBN 3794401697
Ziervogelkrankheiten, Doris Quinten, ISBN 3800173794

Schienen eines gebrochenen Beines

Nissen (Eier) der Federlinge

Grabmilbe, rote Vogelmilbe und Federling

Frasspuren durch Federlinge